Dienstag, 26. August 2025

The Lady and the Lark - irische Melodien in der Stadtkirche

Langsame und schnelle, fröhliche und traurige, nachdenkliche, melancholische und verliebte Melodien aus Irland und Schottland präsentierte eine Heidelsheimerin mit vier weiteren Profimusikern in der Stadtkirche Heidelsheim im August.



Auf unterschiedlichsten Instrumenten wie Harfen, Gitarre, Banjo, vielen Flöten und Whistles, Shanti, Trommeln und mehr erklangen bekannte und unbekannte Weisen.

Das besondere: alles war wunderbar lyrisch ausmusiziert, mit viel Melodie und kammermusikalischer Beweglichkeit statt der (auch schönen, aber derberen und geraderen) üblichen Art, "Irish Folk" zu musizieren. So war zum Beispiel die Geige keine geradeaus, lustig und mit klarer Strich gespielte Fiddle, sondern eine wunderbar klar, aber auch manchmal seufzend und fast balkan-mäßig weich singende klassische Violine und der Gesang kein fröhlicher Wirthausgesang, sondern sehr lyrisch vorgetragener fast klassischer Tenor.

Eine unerwartete, feine Kammermusikaktion. Schön, was es alles gibt wenn Profis sich mit traditioneller Musik anderer Regionen und Zeiten beschäftigen.

SBOA 2025, Samstag

Eine von vielen schönen Neuetdeckungen für mich: 3 Inches of Blood eröffnete den Samstag als stabiler Einstieg. Schöner old school Metal mit zwei Sängern (Falsett und Growl).


Dann am Rande reingehört bei Terrorpy. Brachiale Death Metal Growls über sperrigen, aber treibenden Basslinien und Rhythmen.

Von Terrorpy hab ich kein Foto, dafür hier ein paar Aufkleber an einer Wand im Sanitärbereich. Das mit Xsälzbrot versteh ich ja als Reverenz an die schwäbischen Ursprünge des SBOA, aber Deizisauer Kinderfest? Hä?

Angelus Apatrida waren dann mit solidem Thrash ein weiterer Act wie schon auf dem BiB gehört.


Und gegen die Hitze gabs für die Ausdauersportler im Circle Pit den Feuerwehrschlauch.

Das macht auch den Grabenschlampen (TM) Spaß: Anfeuchten der ausgetrockneten vorderen Reihen 

Ein weiterer toller Auftritt kam von Vader: richtig uriger,  rumpliger Death Metal aus dem Bilderbuch.


Nicht so vom Hocker gerissen haben mich Tarja Turunen und Marko Hietala: na ja, es hatte was von Musical mit verzerrten Gitarren, präsentierte Tarjas (zugegeben gute) Stimme und Markos bescheidene und freundlich-selbstironische Art, allerdings wenig von seiner Stimme wegen schlecht abgemischtem Mikro. 

Von der größten dann mal wieder an die kleinste Bühne für einen radikalen Tonartwechsel mit Revnoir: viel Core, wenig Metal; sehr stark übersteuert-wummernde Grundtöne, wohl teilweise absichtlich von der Bühne und teilweise vom automatisch laufenden Synthesizer, der dann aber auch mal zum manuell gespielten Klavier für eine Ballade wurde. Was es an den Rändern des musikalischen Metal-Spektrums so alles gibt und den jungen Leuten gefällt... es macht jedenfalls Spaß, den Musikern und dem Publikum zuzusehen und den Spaß an der Musik zu erleben.


Zum Abschluss gings nochmal zurück an die große Hauptbühne zu Machine Head als Grande Finale: großes, animiertes Bühnenbild, große, abwechslungsreiche Musik, großer Circlepit und sehr viel Verkehr auf den Crowdsurferstrecken (ich stand zum Glück seitlich vor dem Pit, da kamen weniger Surfer durch).


Einfach schön, in so einer großen feiernden Menge mittendrin zu sein und das tosende Leben zu genießen. Das gilt auch für das Festival insgesamt - wir haben trotz meiner Befürchtung, dass sich das abenteuerliche Entdeckertum nach ein paar Jahren etwas abnutzt, sehr viel Musik gehört und ich für mich habe auch viel Neues kennengelernt.



Freitag, 22. August 2025

SBOA 2025, Freitag

Der Freitag begann mit LIK - solider Death Metal aus Schweden mit viel guter Laune und, zur Abwechslung und bei der Hitze von vielen gerne mitgemacht bei einem langsamen Stück mit einem rappelvollen Circle Pit in zombie-mäßiger Zeitlupe.


Danach gings zu einem weiteren "Aufsteiger", zuletzt hier gehört an der T-Stage, diesmal aber an der Hauptbühne: Turbobier mit den bekannten Schlagern vom Kiwara über den Fußballplatz ohne Bier bis zu Arbeitslos durch den Tag. 


Die Polonaise wurde am Schluss dann zur Pogonese, und der Sänger nahm ein Bad in der Menge.

Der Sänger von Turbobier geht baden

Danach wurde es wieder klassisch mit Evil Invaders: ein paar lange Schlakse in Leder rocken richtig Old School. Schöner und bilderbuchmäßiger geht es kaum. Und die schönsten Momente sind wie so oft zu erleben an der kleinen Wera Tool Stage.


Eine weitere Neuentdeckung für mich und an der kleinsten Bühne waren Obscurity: die deutsche Antwort auf Amon Amarth, teilweise etwas trockener und schroffer, aber richtig guter Death Metal mit Wikingerthema und Biss.


Schon oft gehört habe ich dagegen Obituary; die Band ist ein bisschen wie ein guter Whisky, den man immer wieder gerne probiert und jedes Mal noch mal Neues entdeckt. Die rocken einfach - eigentlich geradeaus und ohne Tricks, aber wahrscheinlich kann man sie genau deshalb so gut und oft anhören.


Bei Warbringer hab ich diesmal nur teilweise reingehört, die kenn ich ja und hatte sie grade vor kurzem schonmal als Support und auf dem BiB gehört.


Zum Tagesabschluss gab es der späten Stunde angemessen Tapetenwechsel für Harakiri for the Sky. Post Black ist ein reizvolles Genre (siehe zB bei uns in der Gegend Entgeist, Finsterforst) und das hier war gut gemacht. Schade nur dass der Synthi eingespielt ist. Ach ja, und das war eine weitere Band, die ich beim Baden in Blut Festival im Juli verpasst hatte - es hat schon auch Vorteile wenn manche Bands mehrere Festivals des Sommers abtingeln.

Gute-Nacht-Lieder von Harakiri for the Sky


Donnerstag, 21. August 2025

SBOA 2025, Donnerstag

Der zweite Tag begann mit luxuriösem (drei Gitarren, insgesamt drei Frauen und drei Männer auf der Bühne und damit eine der ganz wenigen Bands mit 50% Frauenquote) und hartem Powermetal von Frozen Crown. Da könnte man sich dran gewöhnen.

Frozen Crown
Danach Warmen: schon auf Platte richtig gut, live auch. Mit vielen Verbeugungen vor Alexi Laiho und Children of Bodom, unter anderem mit einem tollen Cover und zum Abschluss mit "I'll be watching you". Hier stimmt alles: abwechslungsreiche, technisch gute Musik; sogar das Keyboard wird von einem auf der Bühne anwesenden Musiker bedient, und die Leute haben ihren Spaß.


Die nächste Band steigerte die Frauenquote dann auf 100%: Hanabie, eine japanische "Girl Band", die richtig wummernde Death Metal Klänge mit JPop Optik verbinden. Musikalisch coole Mischung von Vertrautem und Ungewohntem und ein sehr sympathischer Bühnenauftritt.


Die Leute hatten sichtlich ihren Spaß, trotz heißer Sonne und trockenem Boden. Es gab viel Pitbetrieb in allen Spielarten, und entsprechend viel Staub aufgewirbelt.


Ensiferum spielten professionell und engagiert, mit Biss und genug fast Powermetal-mäßiger Eingängigkeit. Ich war vorher nicht sicher ob ich noch bleibe oder länger Pause mache, war dann doch froh dass ich mir die angehört habe.

Ensiferum
Als nächstes gabs wieder einmal was spannendes an der kleinen Campsite Circus Bühne: Balance Breach. Im Lineup stand was von Melodic Death und Djent, ich hätte es ganz amateurhaft in die Core-Schublade getan. Jedenfalls ein Auftritt voller ungebändigter Energie einer jungen Truppe aus Finnland, echt gut.

Balance Breach

Schnappschuss aus dem Publikum bei Balance Breach: was die Leute so alles im Rucksack haben...

Auf der nächst größeren Bühne hatten dann Hiraes einen leider nur sehr kurzen, dafür aber beeindruckend konzentrierten und rumpligen Auftritt. Einfach guter Melodic Death Metal von Leuten, die wissen was sie tun. Professionell und gleichzeitig sehr authentisch, so wie auch der bemerkenswerte Ausflug der Sängerin Britta Goertz als Nothelferin für HSB, denen bei der diesjährigen Albumreleasetour der Sänger ausgefallen war.


Destruction boten dann, wieder eine Bühne größer, Old School Thrash von alten Herren der ersten Stunde des Thrash in Deutschland, die auch nach langer Zeit offensichtlich noch Freude daran haben, zusammen auf der Bühne zu stehen.


Schließlich führte mich der Abend zur  Hauptbühne und Gojira als einem der ganz großen Headliner. Wuchtige und wummernde Gitarren, sperrige Rhythmen, mal richtig trocken, mal weich wie Brei oder zäh wie Melasse, aber immer großes Kino - musikalisch wie von der Lichtshow. Zwar ohne Opernsängerin, aber selbst das "Mea Culpa" von der Olympiaeröffnung war dabei.




Mein Lieblingsfoto diesen Jahres ist auch von Gojira - einmal hab ich das Feuerwerk erwischt und sogar noch einen Crowdsurfer vor der Kulisse.


Den Abendabschluss gab dann Kanonenfieber. Diesmal auch auf der Hauptbühne und mit einzeln inszenierte Stücken mit Klamottenwechsel von Soldat zu Mineur zu Matrose und Bühnenbildwechsel von Schützengraben zu Kriegsschiff. Am Schluss wird der Kommandeur zum Tod mit Schädelfratze.

Kanonenfieber im Schützengraben...

Wieder eine sehr beeindruckende Gesamtshow, merkwürdig nur wenn dann trotz der Black Metal Klänge und des eher schweren Themas ein Moshpit und viele Crowdsurfer ausgelassen "feiern", ich finde es schon iwie komisch wenn die Leute lauthals mitsingen statt das Ganze eher auf sich wirken zu lassen.

... und auf dem Kriegsschiff 


Mittwoch, 20. August 2025

SBOA 2025, Mittwoch

Nach überschaubaren Verzögerungen auf dem Hinweg (weniger als eine Stunde Stau am Einlass) und Zeltbau zwischen zwei unkomplizierten und festivalerfahrenen Nachbarn gings gleich los vor die Bühnen.

Hellripper: hatte ich auf dem Baden in Blut noch verpasst, aber viel gutes darüber gehört. Richtig guter Speed Metal, und gleich der erste  crowdsurfende Sänger / Gitarrist. Brettharter Einstieg, und es ging solide weiter.

Hellripper eröffnen unser SBOA gleich druckvoll und schnell.

The Halo Effect waren wie auf dem BiB und auch sonst schon oft mit Vergnügen gehört ein solider Headliner auf der Hauptbühne mit viel Melodie und Mikael Stannes unverwüstlich sonniger Bühnenpersona.

The Halo Effect - auf die Schweden ist einfach Verlass.

Dann gings zum ersten mal an die kleinste Bühne, Campsite Circus, wo diesmal nicht nur Partykram lief sondern viele durchaus hörenswerte Spezialitäten ab vom Mainstream. In diesem Fall Mawiza aus dem Süden Chiles, die in indigener Sprache singen. Brachiale Gitarren wie Sepultura, brutaler Gesang wie sonst eher im Core, aber auch traditionelle  klängen als Hauptthema, nicht nur als gelegentlicher Ausflug wie bei Soulfly, dazu sperrige Rhythmen wie Meshuggah und schamanenarrige Gesten und Gesangspassagen. Sehr merkenswert.


Abschluss des ersten Tages war dann ein Licht- und Klangbad bei Solstafir. Fast schon psychedelic Blues Rock mit metalmäßig verzerrten Gitarren, unaufgeregt und immersiv.

Solstafir. Die Bearbeitung der E-Gitarre mit dem Geigenbogen kannte ich bisher nur von "Mama kuck mal was ich kurioses kann" Videos auf Youtube, hier war es plötzlich ein ganz stimmiges Element.


Samstag, 2. August 2025

Hanke Brothers - Klimpern als Beruf

 Mostly harmless.




Was im Hitchhiker's Guide to the Galaxy als Gesamtbewertung des Planeten Erde reicht, wäre mir kurz und bündig auch genug, um den Gesamteindruck dieser sympathischen, aber eben doch harmlosen Brüder zusammenzufassen.

Aber gut, ein paar weitere Worte als Erinnerung fürs Tagebuch von diesem.Abend im Schloss in Unterlwosheim füge ich noch hinzu.

Ist das, was da als New Classic Music bezeichnet wird, jetzt eher Pop, Folk, eine Mischung von Barock, Mozart und André Rieu, Salonmusik, Bargeklimper oder alles (oder nichts) davon, plus eine gelegentliche Prise Jazz mit einem Hauch von Klezmer oder Tango hier und da? 

Bei mir bleibt der Eindruck, dass da aus schönen Klängen und hübschen Versatzstücken ein endloses Mosaik aus buntgemischten Teilen entsteht, kleinen und großen Steinen, glatten und gemusterten, glänzenden und runden, gemischt mit Perlen, Knöpfen, Muscheln und dazwischen bunte Bänder, Borten, Schnüre und Ornamente. Alles hübsch, alles mit ein paar passenden Steinchen daneben kombiniert, aber in Summe ergibt sich kein Gesamtbild, keine Story und keine durchgehende Stimmung. 

Ich bleibe da etwas ratlos zurück und habe eher den Eindruck, dass einen da Musiker mit schönen Instrumenten, gutem Ton und vielen Ideen beim spontanen vor-sich-hin-Klimpern zuhören lassen. Alles hübsch, aber auch von allem etwas. Irgendwie würde ich da lieber einen "richtigen" Tango hören, dann eine "richtiges" Stück Klezmer oder Barock oder so, aber nicht so eine kleinteilige Collage aus lauter in sich doch recht schlichten Versatzstücken.

Den Abend gerettet haben für mich ein paar Stücke aus dem zweiten Teil, dies es doch geschafft haben, mal am Stück eine Szene vorzumalen oder eine Geschichte zu erzählen, etwa von der einsamen Fliege im nächtlichen Schlafzimmer, dem "Change of Winds" oder den vier Elementen Erde, Luft, Wasser, Feuer. Da war dann mal eine durchgehende Stimmung, ein Thema und ein Bogen von Anfang bis Ende erkennbar.

Das abschließende Stück, der Satz "Europa" aus einer Suite über die sieben Kontinente, war dann wieder eine wilde Collage von kleinen, netten, sehr unterschiedlichen Postkarten mit Klängen aus verschiedenen Ländern, die halt irgendwie nebeneinander aufgereiht wurden.

Wunderschön als Abschluss eines Konzertabends im Schloss des CVJM war dann das Schlusslied mit einer modernen Melodie für den alten Text "Verleih uns Frieden gnädiglich" von Martin Luther. Gesegnet und fröhlich gingen wir damit aus dem Abend nach Hause.

Dienstag, 29. Juli 2025

Iron Maiden in Stuttgart

Was einem so alles unterkommt: letzte Woche ruft mich meine Schwägerin an, sie hat Tickets für Maiden in Stuttgart, ob ich mitkommen will. Hm, also nur einzeln mit nem übrigen Ticket wär ich nicht hingegangen, aber als gemeinsame Unternehmung fand ich es dann doch interessant.

Hier will ich drei Tagebuchnotizen festhalten: zum Konzert selber, zu der Kategorie "Bands der ersten Stunde" und zum Format "Stadionkonzert".

Das Konzert selber war musikalisch, vom Sound und der Bühnenshow definitiv erste Klasse. Als Späteinsteiger ohne Jugenderinnerungen an diese Musik erlebe ich da zwar keinen Nostalgieflash, aber der Sound war klar und ordentlich, die Bands gut aufgelegt und das Gesamterlebnis professionell und erfreulich.

Der Job der Vorband ist natürlich bei so einem Konzert beliebig undankbar, die meisten Leute kommen ja ausdrücklich und sicher fast nur wegen der Hauptband. Ich hatte selber auch erst kurz vor knapp geschaut wer überhaupt spielt - andererseits standen in unserer Nähe immerhin zwei Herren im Avatar-T-Shirt.

Avatar also. Ich kannte die nicht und war angenehm überrascht und gut unterhalten. Sehr bunter Musikmix von rumpligem Death Metal bis zu langsameren, fast Varieté-mäßig melodiösen Stücken. Und eine sehr professionelle, durchchoreographierte, routiniert vorgetragene Bühnenshow mit passend, aber nicht uniformierten Klamotten, vielen synchronen Headbang-Runden der Gitarristen mit wirklich sehr langen Haaren, und so weiter.

Und natürlich einem Frontmann, der nicht nur den Sänger mit phänomenal breitem stimmlichen Repertoire vom Klargesang bis zu vielen verschiedenen Growls und Screams gab, sondern auch mit der Aura eines Zirkus- oder Varieté-Conferenciers aus alten Zeiten und mit einer Maske irgendwo zwischen Corpsepaint a la Abbath und schwarz-weißem Pierrot einen echten Entertainer auf die Bühne brachte, mit liebenswürdigen, teilweise etwas langatmigen aber freundlichen Ansagen. Auf deutsch, fehler- und fast akzentfrei vorgetragen mit dem Seitenhieb dass sein Deutsch zwar nicht perfekt ist aber definitiv besser als unser Schwedisch.

Da kriegt man durchaus Lust, sich die Truppe mal anzuschauen wenn sie selber Headliner sind.

Und was soll man zu Iron Maiden sagen? Die haben einfach abgeliefert. Musik ist ohnehin gut und legendär, die Auswahl war prima aus verschiedenen, größtenteils älteren Alben und mit vielen, aber nicht nur, Gassenhauern zum Mitsingen für alle. Sound war prima, laut und rund aber nicht zu laut.

Die Show bediente viele Erwartungen: 

  • ordentliches Bild auf den seitlichen Videoleinwänden (allerdings meistens "nur" einzelne Personen, so dass die Gesamtchoreo nur für Leute mit direktem Blick auf die Bühne sichtbar war)
  • bühnengroße Videoleinwand statt Backdrop, mit vielen zum jeweiligen Lied passenden Animationen inspiriert von den Plattencovern oder Themen, und nicht zuletzt immer wieder Eddie in verschiedenen Kostümen in Szene gesetzt.
  • Apropos Eddie: das berühmte Maskottchen zeigte sich auch zweimal leibhaftig auf der Bühne, einmal im Kostüm vom T-Shirtmotiv der Tour und einmal als The Trooper im roten Rock der britischen Kolonialsoldaten. Auf der Bühne weit weg zwar klein, im Vergleich zu den Musikern, die zwischen seinen Füßen herumkrabbelten aber doch beeindruckend riesig. Gut gemacht, in Zeiten von digitalen Tricks und KI generierten Filmen aber doch auch rührend old school und handgemacht.

Und als wichtigstes: die Musiker waren einfach routiniert und präsent, nicht zuletzt Bruce Dickinson, der mit immer wieder wechselnden Accessoires von Fliegermütze bis rotem Uniformrock links, rechts, unten und oben die Bühne entlangrannte und sicher einige Kilometer zusammengebracht hat.

Womit wir beim zweiten Stichwort sind, den Liveauftritten der Giganten der ersten Stunde. Das Format hat mich bisher nie so sehr gereizt, war mir auch dreistellige Beträge für einzelne Konzerte nicht wert (ich war eine Woche vorher für gleichviel Geld auf einem zweitägigen Festival - ok, da kam noch Übernachtung und Essen für zwei Tage dazu, aber es war schon mehr Musik fürs gleiche Geld). 

Und bei aller Liebe finde ich es nicht so reizvoll, wenn man älteren Herren (in den "ersten Stunden" des Metal waren es ja nur Herren) zusieht wie sie sich mit Mühe auf die Bühne schleppen und letztlich doch mehr von den Erinnerungen an die eigene Jugend und die der Zuhörer:innen zehren als von der aktuellen Bühnenform.

Aber: bei Maiden waren diese Bedenken wirklich nicht angebracht. Natürlich hopsen diese Musiker nicht mit so viel überbordender Energie über die Bühne wie junge Metalcore Bands. Aber präsent, routiniert und schon mit einer gewissen Spielfreude und nicht nur abgezockter Professionalität standen sie alle auf der Bühne. Das war eine legendäre Profiband, aber keine müde Rentnerband.

Ich werd das Risiko nicht suchen, noch oft auf so teure Konzerte solcher Bandveteranen zu gehen, aber dieses Konzert reiht sich definitiv ein in die kurze aber schöne Liste von anderen "Bands der ersten Stunde", die ich auf Festivals mit ihrer Mischung von Gründungsmitgliedern und nachgerückten Musiker:innen der (über-)nächsten Generation schon gehört habe, wie Alice Cooper, Status Quo oder gerade erst letztes Jahr Judas Priest als Highlight (mit, für meinen Geschmack, einfach unschlagbar fetziger Musik) auf dem Rockharz.

Stichwort "Stadionkonzert": Ich war auf das Format sehr gespannt, denn diese Art Mammutkonzert einer der ganz großen Bands in einem Stadion oder ähnlicher Location hatte ich bisher noch nie. Nachdem wir nicht allzu weit hinten standen, hat es sich dann nicht soo anders angefühlt als bei einem Festivalheadliner ziemlich hinten zu stehen.

Das Publikum war bunter, also viele, aber nicht nur, ausdrückliche Metalheads und mehr "normale" Leute mit oder ohne Maiden T-Shirt. Vielleicht lag es auch daran, dass die Leute einiges dichter standen und teilweise leicht verwirrt waren, als sich sogar hinter dem Wellenbrecher gegen Ende ein spontaner Moshpit gebildet hat. In Summe wars aber vor der Bühne ebenso wie beim Gang durch eine halbe Stunde Regen vor dem Konzert und auf dem Heimweg eine angenehme Gesellschaft, wenn man von zwei oder drei Dränglern und Schubsern absieht die eindeutig zu oft ihre Bierbecher nachgefüllt hatten.

Mein Gesamtfazit zum Format ist: es war ein tolles Erlebnis und eine gute Erfahrung, ich muss das aber nicht ständig haben. Bei kleineren Konzerten, auch vor den Hauptbühnen der größeren Festivals, kann man (wenn man mag) einiges weiter vorne und näher dran sein und nicht so dicht gedrängt stehen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist anderswo  besser, aber manche große Bands gibts halt nur in diesem Format oder gar nicht, und so was einmal erlebt zu haben war's definitiv wert.

Und ich fühle mich bestärkt in der Vorfreude auf Headliner wie Gojira und Machine Head auf dem diesjährigen Summer Breeze oder ein Wiedersehen (so Gott will und wir leben) mkt Alice Cooper auf dem Rockharz nächstes Jahr.