Montag, 28. Juli 2025

BiB 2025: Samstag

(wie in Teil 1: Bilder klicken zum Vergrößern)

Den Samstag eröffneten die Black Diamonds, die sich mit etwas Understatement der Rock'n Roll Fraktion zuordneten. Man könnte auch Glam Rock sagen, oder sich an Bon Jovi erinnert fühlen, aber nur ein bisschen. Ebenso musste ich mir den Gedanken verkneifen, dass das mit unverzerrten Gitarren schon sehr nah am Schlager wäre. Aber wenn man diese Assoziationen ausblendet ist es einfach unkomplizierte Gute Laune Musik.

Black Diamonds

Deutlich härter und bissiger klang es bei Oceans, die haben durchaus eine Kante in Richtung Core und Extreme und waren für mich eine der merkenswertesten Neuentdeckungen, zumal sie Anfang Oktober ganz bei uns in der Nähe im R'n'P Wiesloch vorbeikommen. 

Oceans

Das angedrohte Unwetter um halb drei zog an uns vorbei, der normale Regen um sechs hat uns doch erwischt. War aber nicht schlimm, denn um die Klangwolken von Heretoir zu genießen hatten wir uns ohnehin ganz hinten hingesetzt, da konnte man den Regenponcho einfach überziehen und sitzenbleiben. Zu welchem Anteil das "Klangwolkenerlebnis" wirklich an athmosphärischer Musik oder an meinem Müdigkeitsloch um diese Zeit lag, weiß ich nicht, es war aber definitiv eine schöne Chilloutmöglichkeit.

Heretoir, hier mal auf der von weiter hinten betrachteten Bühne mit der sehr ordentlich bespielten Videowand.

Apropos Videowand, das Bildmaterial dort war wirklich gut gemacht. Nicht nur mehrere feste Kameras, sondern auch eine gut und abwechslungsreich geführte Drohnenkamera sorgten für schöne Bilder. 

Nicht ganz ideal war vielleicht wie viele Fotos von Kindern dann auch im Internet gelandet sind, und komplett daneben fand ich, dass einige der, teilweise sehr kleinen, Kinder ohne jeglichen Gehörschutz unterwegs waren. Im Ganzen waren aber auch die vielen Kinder und Teenies ein Teil eines sehr familiären Festivals.

Angelus Apatrida - die Band hatte ich schon auf mehreren Festivals auf dem "würde ich mir auch gerne mal anschauen" Zettel, habs aber immer wieder doch nicht geschafft. Diesmal hat's geklappt (ein Hoch auf Festivals mit "nur" einer Bühne, da verpasst man nichts) und die haben mir richtig gut gefallen. Einfach solider Thrash, die kommen in Zukunft definitiv auf den "muss ich mir mal wieder anhören" Zettel.

Insgesamt waren einige Bands dabei, die auch auf dem Summer Breeze Lineup stehen (Angelus Apatrida selbst, Iotunn, aber auch The Halo Effect, die ich ja schon kenne oder Hellripper die auf dem BiB am Donnerstag gespielt haben und in mehreren Gesprächen sehr gelobt wurden). Nachdem ich die jetzt schonmal gehört habe, kann ich viel besser entscheiden ob ich gleich nochmal hingehe oder die Chance nutze stattdessen auf ner anderen Bühne was anderes zu hören.

Auch auf dem SBOA vertreten sein werden Borknagar - eine weitere Band die ich noch nicht kannte, auf dem SBOA gleich nochmal hören könnte aber vermutlich dann, eben weil ich sie diesen Sommer schon mal gesehen habe, dann zugunsten des parallelen SBOA Headliners In Extremo auslassen werde.

Borknagar

Any Given Day waren ein weiterer wirklich solider Headliner. Ein durch und durch starker Auftritt: musikalisch, optisch, vom Gesamteindruck und vom Engagement des Publikums her. Das ist so ne Band wo ich mich mit dem Einsortieren in Schubladen schwertue (Wikipedia sagt "Melodic Metal Core", damit ist iwie alles und doch nichts gesagt). Jedenfalls ein echter neuer Favorit, müsste auf Platte ganz gut zu hören sein, aber live mit gut aufgelegtem Publikum nochmal um ein paar Level gesteigert. Wow.

Any Given Day: viele Muskeln, viele Tattoos, viel laut, viel Spaß

Nirgends wurde mehr gemosht als bei Any Given Day. Zwei Walls of Death von vorne bis fast nach hinten haben mich auch zum Mitschubsen gekriegt, und das letzte Lied war den Damen gewidmet, die der Aufforderung zum massenhaften Crowdsurfen wirklich in Massen gefolgt sind - so viele Leute so dicht hinter- und übereinander hab ich noch nie auf einmal nach vorne weitergereicht.

Der Moshpit tanzt zu Any Given Day

Ein weiteres unerwartetes Highlight war Rotting Christ. Ich hatte da eher die Befürchtung, in der Kategorie "Erwachsene kostümieren sich und spielen Gottesdienst, um ihre Jugendtraumata mit übermächtigen Staatskirchen zu therapieren" zu landen und war angenehm überrascht: gradlinige Bühnenshow - schwarzgekleidete Menschen machen Musik, ohne viel optisches Gedöns. Aber was für Musik: Grundlage von satten, langen Black Metal Klängen und Akkorden, der Gesang oft genretypisches Screamen und teilweise fast schon ein Bellen, zwischendurch aber auch immer wieder Stücke mit thrash- oder speedmäßigen treibenden Rhythmen und mit singenden Gitarrenduos wie im Classic Rock. Sehr kurzweilig, sehr kompakt, sehr beeindruckend. Gerne wieder.

Zumal das Albumcover auf meinem Backpatch zwar band- und motivtechnisch eigentlich ganz woanders herkommt, aber bei genauer Betrachtung irgendwie auch einen "Rotting Christ" darstellt, auch wenn das ein völlig unbiblisches Bild ist.

Rotting Christ

Beim Abschluss-Headliner Hypocrisy waren wir uns nochmal alle einig: was für ein Brett! Eine wuchtige Klangmauer mit stabilem Sound, dynamischem Rhythmus und trotz Fieber beim Schlagzeuger und Bassisten gut aufgelegten Musikern. Ein echter Höhepunkt und großartiger Abschluss von zwei schönen Krachtagen.

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