Montag, 2. September 2024

Rockharz 2024: Donnerstag

Der Donnerstag begann mit einer regionalen Band (na gut, NRW ist jetzt nicht direkt im Harz), von der ich bis dahin noch nichts gehört hatte: Nyktophobia. Hat aber Spaß gemacht.

Nyktophobia

Varg sind mir vor allem über die Optik im Gedächtnis geblieben, mit derber Ganzkörperbemalung und einer stimmigen Bühnenpräsenz.

Varg

Trotz Wasserschaden (zwei Minuten vor Beginn ergoss sich gefühlt ein Kubikmeter Wasser vom Bühnendach auf den Bass, so dass sich der Bassist lange selbst nicht gehört hat und ein Stück sogar aus Verzweiflung nur gesungen hat, während die Techniker die Kabel austauschten): Rage als eine der Bands mit Mix aus Gründergeneration und "Nachwuchs" aus jüngeren Jahrgängen sind ein verlässlicher Act mit klassischer Geste und ordentlich Bumms auf die Ohren.

Rage

Als nächstes kam mit Pain das Zweitprojekt von Peter Tägtgren (Hypocrisy). Da werden mit Filmsequenzen im Animestil und vielen Kostümwechseln verschiedene Geschichten erzählt für eine sehr kurzweilige Show.

Pain

Auch die Fans fühlen sich da zum Feiern animiert. 


Gegen Abend geht's dann allmählich auf die Headliner zu. Mit The Halo Effect kam eigentlich auch ein Zweitprojekt von Leuten von In Flames und Dark Tranquillity auf die Bühne, was aber die Qualität der Musiker eher über den Durchschnitt anhebt. 

Der Sänger Mikael Stanne ist einer der Leute, der mit einem einfachen Auftritt ohne viel Drumrum, aber einfach mit sichtbarer Freude am Musizieren und am Live-Ambiente auf der Bühne steht und einem das Gefühl gibt, Teil einer wertvollen Live-Erfahrung zu sein. Einfach Live-Kultur vom Feinsten.

The Halo Effect

Nicht direkt mein Beuteschema, aber definitiv die Kategorie "muss man mal gesehen haben", waren die Hardcoreveteranen von Hatebreed. Wobei "Veteranen" nur für die verbliebenen Mitglieder der Gründergeneration gilt, zB den Sänger der mit jugendlicher Energie und der ganzen Aggression von "damals" über die Bühne tobt. Der Bassist Tye Trujillo (ja, Sohn von dem scheinbar schon recht namhaften Robert Trujillo ;) dagegen zieht das Durchschnittsalter auf der Festivalbühne deutlich nach unten. Und das Publikum hat seinen Spaß dabei.


Danach kam mit Kreator noch die Gründergeneration und einer der "Big Four" des deutschen Thrash auf die Bühne. Old School Auftritt, thematisch und textlich auch (was mich mal mit den albern-kindergartenmäßigen "satanistischen" Anklängen wieder daran erinnert warum ich als Teenie mit dem Metal nicht so richtig warm geworden bin, ich fand diese "Hail Satan" Attitüde einfach albern und ein bisschen peinlich). Aber gut, dass man die jetzt auch mal live erlebt hat.

Kreator



Sonntag, 1. September 2024

Rockharz 2024: Mittwoch

Noch kürzer als die letzten Male (zB Rockharz 2022), aber dafür nicht ganz so verspätet wie letztes Jahr (Summer Breeze Tagebuch ging erst im November/Dezember online) hier wenigstens ein paar kleine Notizen und Souvenirfotos vom Rockharz 2024.

Ich hatte mir die Tickets als Frustkauf im Sommer 2023 nach einem sehr anstrengenden ersten Halbjahr Arbeit mit Dienstreisen etc. gegönnt und hab die Auszeit Anfang Juli 2024 sehr genossen. 

Fotografiert hab ich eher noch sparsamer als in den Vorjahren, nach dem Motto "live erleben geht vor dokumentieren". Von der ersten Band, die ich in Ruhe angehört habe -  Brothers of Metal - hab ich auch gleich mal gar kein Foto, dafür aber die Erinnerung an gutgelaunte Musik, lustige Kostüme incl. WHFB - Oger - mäßiger Wanstplatte und eingängige Musik, bei der ich sogar inzwischen passagenweise auch mitsingen kann (bei Yggdrasil zum Beispiel).

Wie immer ist ein Hauptvergnügen der Genremix, als nächstes hab ich mir deutschsprachigen Metal Core von Callejon angehört.


Da gings auch in Sachen Crowdsurfing gleich richtig los, und nicht nur mit Fußgänger:innen.

Erster Headliner des Festivals waren für mich Amorphis, eine der ersten namhaften Bands die ich mit Kilian zusammen live gehört hatte vor nunmehr schon fast zehn Jahren. Viel Musik, viel Melodie, einfach ein Brett.


Wieder ganz anders, aber doch großes Kino: Noise aus Bamberg mit seinem Projekt "Kanonenfieber". Da passen Thema, Stimmung, Musik, Bühnenbild, Kostüme, Auftritt einfach sehr stimmig zusammen und ich kann mit dieser düsteren Verarbeitung des historischen Themas "Erster Weltkrieg" ehrlich gesagt viel mehr anfangen als mit manchen Mittelalter- oder nordischen Fantasiegeschichten anderer Bands, die sich nie so recht entscheiden können ob sie eher Teenagerfantasien oder die romantisch und nationalistisch überhöhten, aber doch sehr frei zusammengereimten Geschichtsbilder des 19. Jahrhunderts wiedergeben wollen.


Gitarren, Schlagzeug und eine hervorragend synchronisierte Bühnentechnik mit Licht und Feuerwerk lassen das Maschinengewehrknattern und den Artilleriebeschuss sehr plastisch werden, Einspieler mit O-Ton der Zeit rahmen die Stücke ein, der Sänger wechselt die Uniform je nach Thema vom generischen Gefreiten zum Offizier und Kapitän und ergänzt das Bühnenfeuerwerk wenn nötig noch mit einem Flammenwerfer in der Hand, und die schwarzen Stoffmasken über den Gesichtern der Musiker verstecken nicht nur die Identität der (wohl je nach Auftritt immer wieder mal verschieden zusammengestellten) Musiker, sondern nehmen auch passend zum Sujet den handelnden Personen jede Identität und emotionalen Ausdruck. 

Da wird die musikalische und inszenierungsmäßige Klaviatur des Black Metal sehr stimmig auf das Thema angewandt, finde ich.

Es lohnt sich sicher, das mal anzuschauen. Auf Arte findet sich zB hier ein Mitschnitt (von einem anderen Festival dieses Jahres, nicht vom Rockharz).

Donnerstag, 25. April 2024

Geburtstagsmetal

Zum Geburtstag hat mir Kilian dieses Jahr Tickets für ein schönes, kleines Konzert im DasHaus Ludwigshafen geschenkt. Es war super, zwei Bands aus der Region zu hören:

Hell Patröl aus Heidelberg: richtig klassischer Old School Speed Metal aus Heidelberg. Kilian kennt den Sänger, wir sind letztes Jahr zusammen zum Summerbreeze gefahren.

Und Warfield, Thrash aus Kaiserslautern. Die drei hatten wir schon in Weinheim im Cafe Central gehört, die haben so richtig Bock auf der Bühne zu stehen und es krachen zu lassen, das ist echt ansteckend.


Sonntag, 7. Januar 2024

Tabletop Workbench Dez. 2023

 Zum Jahreswechsel ein paar Schnappschüsse vom Maltisch Ende 2023.

Bemalt: russische 2. Grenadiere mit Batallionsfahnen und Trautmannsdorf Kürassiere für die Reichsarmee bzw. die Habsburger
 
In Vorbereitung fürs Grundieren: die restlichen Trautmannsdorf Kürassiere und einpaar russische Panduren oder Kosaken

Fertig lackiert und verpackt als Weihnachtsgeschenk für meinen Patensohn, mit dem ich die Figuren angemalt habe: die aktuellen Blood Bowl Zwerge.

Nur im Zeitlupentempo gehts voran für meine WH40K Wüstenkämpfer, aber ein oder zwei Malabende hatte ich 2023 doch reingesteckt.


Sonntag, 31. Dezember 2023

SBOA 2023: Samstag

Der letzte Tag wurde für mich eröffnet von Nervosa, einer südamerikanischen Band mit solidem Old School Sound. Einer von inzwischen doch schon einigen Acts in der Kategorie "hab ich schon mal gehört".

Ein nicht ganz ernstgemeintes, aber umso unterhaltsameres Highlight war dann die Bühnenshow von Knorkator. Die sind inzwischen alt genug um sogar ihre Kinder mit auf die Bühne zu schleppen, und die Kinder haben den Humor, sich selber auf die Schippe zu nehmen als growlender Hausmeister bzw. Frauenstimme für einige Stücke, die ansonsten mit einem Reclam-Büchlein im Hintergrund sitzt.

Danach gings zur Main Stage zu einem der traditionellen Power Metal Acts, Dragonforce. Die hatte ich noch nicht gesehen, haben aber musikalisch und vom Bühnenbild her eine prima Show abgeliefert und das Power Metal Genre gut vertreten.

Dragonforce. Bühnenbild mit übermannsgroßen Arcade-Spielekonsolen aus alten Zeiten, und auch die Themen und Texte, inspiriert von diversen Videospielen.

Rage war dann ein Ausflug ins deutsche Urgestein. Das ist wohl so eine der älteren, großen Bands, die mit ein oder zwei Leuten aus der Gründungsbesetzung und ein paar jüngeren "Nachrückern" einen Mix aus alten Sachen und auch neu geschriebenen Titeln unterwegs sind. Obwohl ich die alten Platten nicht von "damals" kenne, ist es doch immer schön, wenn solche Alt-Jung Combos mit Spielfreude auf der Bühne stehen


Laut, wild und gut gelaunt auf der Bühne und davor gings auch zu bei Party Cannon. Musikalisch ist mir allerdings kein so klarer Eindruck im Gedächtnis geblieben.

Der nächste Old School Gute Laune Act: Tankard. Da ist alles dabei, gute Musik, ausgelassenes Publikum, Headbanging und Rumspringen im Pit und alles mit Humor, Selbstironie und ohne "bierernst" zu sein. Genau das richtige für ein Festival im Hochsommer.


Ein musikalischer Höhepunkt aus der Kategorie "wuchtig, hart, einfach Death Metal": Decapitated. Irgendwie packt mich diese Musik immer auf einem anderen Level als vieles andere, was mir auch gefällt. Wirklich starker Auftritt, übrigens auch eine der Liveaufzeichnungen, in die ich im Nachhinein auf Youtube noch einige Male mit Vergnügen reingehört habe.

Der letzte große Headliner und mein persönlicher Abschluss war In Flames. Ich kenne die Band nicht und war verwirrt über die vielen langen Pausen zwischen den Stücken, die der Sänger zum Rumschauen, Genießen des Blicks von der Bühne und immer wieder freundlich und liebenswürdig vorgetragenes "laut Nachdenken" genutzt hat. Ich hab schon vermutet, er hätte stimmlich Probleme und bräuchte einfach immer wieder Verschnaufpausen für die Stimmbänder, aber Leute die die Band gut kennen meinten sie hätten nichts von Stimmproblemen gemerkt.

Na ja, Bühnenshow war jedenfalls mit Licht und Feuer nochmal großes Kino und schon irgendwie ein guter Abschluss.


Mit einem Bild vom Infield in der Sonne endet das Fototagebuch 2023 - bis nächstes Jahr!



Freitag, 24. November 2023

SBOA 2023: Freitag

Nachdem ich jetzt kein kompletter Neuling mehr bin, begegne ich immer wieder mal "alten Bekannten", die ich schon mehrmals gehört habe. Neben Bands wie Heaven Shall Burn oder Sepultura gehört dazu definitiv auch Skalmöld. Die hatten wir zuletzt Anfang des Jahres in Stuttgart gehört, aber auch schon mal auf dem SBOA.

Immer wieder gut: Skalmöld. Wuchtig, klar, Bühnenauftritt sehr schlicht und unprätenziös

Bei unserem ersten Wacken hatten die gerade dort die Nachwuchs Metal Battle gewonnen, diesmal immer noch als recht spezielle Prog-Metal Band auf der kleinsten Bühne (Party Stage) am platten Nachmittag, aber auch vor kleinem Publikum mit viel Spielfreude ud Biss: Vorbid.

Das netteste war der Gruß am Ende: "See you in the pit when Dying Fetus play".

Vorbid auf der kleinen Bühne mit kleinen Instrumenten, aber großer Spieltechnik.

In der Festival-Vorfreude-Phase paar mal gehört und auf den "sollte man mal reinhören" Zettel geschrieben hatte ich Legion of the Damned. Die haben mir dann auch live ganz gut gefallen, obwohl ich im Nachhinein kein klares Gesamtbild Name-Auftritt-Themen-Musik mehr im Kopf habe. Mir blieb vor allem kernige, gut hörbare Musik im Gedächtnis, das ist ja schonmal was.

Legion of the Damned

Eine weitere deutsche Band mit selbstbewusstem, starkem Auftritt war Endseeker. Der Frontmann hat eine starke Bühnenpräsenz, die die Energie der Musik gut rüberbringt.

Für mich klar in der Kategorie "live deutlich stärker als von der Konserve": Endseeker

Ich weiß nicht woran es liegt, aber am besten gehts mir doch immer wieder wenn Bands richtig rumpeligen, harten, unhysterischen Death Metal rausballern. Dying Fetus fällt genau in dieses Schema und waren ein klares Highlight. Auch das Publikum hatte hier seinen Spaß, unter anderem mit einem der größeren Circle Pits des Festivals.


Manche Headliner lösen bei mir eher den "hab ich schon mal gesehen, brauch ich erst in paar Jahren wieder" Reflex aus, zum Beispiel Feuerschwanz oder Powerwulf. Eluveitie fällt aber sehr klar nicht in diese Kategorie, die könnte ich mir jederzeit wieder gerne anhören.

Eluveitie lässt's krachen, auch von der Bühnenshow her.

Große Bühnenshow in jeder Hinsicht: viele Musiker*innen, viele Instrumente (übliche und unübliche), sehr vielseitige Setlist mit verschiedenen Tönen, Stimmen und Stimmungen und auch große Show mit Licht, Sound und Feuerwerk.
Auch für leise Töne auf ungewöhnlichen Instrumenten, hier in der Mitte zB die Harfe 

Großes Kino jedenfalls, aber doch mit mehr Inhalt als Verpackung. 


SBOA 2023, Donnerstag

Eune unerwartete Neuentdeckung war Belakor, die hatte ich vom kurzen Reinhören auf Spotify unterschätzt, waren aber richtig klasse. Sparsamer, nicht-theatralischer Auftritt, bei der musikalischen Qualität eher förderlich fürs Gesamtvergnügen.

Belakor. Männer mit Gitarren und schwarzen Hemden.

Ohne Foto, hat aber Spaß gemacht: Terror. Viel Energie auf der Bühne und im Publikum, tendenziell halt die Art Musik die live voll Power ist, aber von Konserve nicht so. Die nächste Gelegenheit die wieder live zu hörenwerde ich aber nutzen.

In der Kategorie "Lokalmatadoren aus Deutschland": Storm Seeker. Das ist mal ne Band wo zwar Themen und Bühnenshow vom Piratenthema inspiriert sind, die Musik aber nicht nur Schunkel-Seemannslieder mit Verzerrung der Gitarren.

Mit Dudelsack und Geige, aber ohne peinliche Folklore

Vor einiger Zeit mit Heaven Shall Burn indoors gehört, auch open air klasse: Obituary. Fetter Death Metal ist einfach immer ein Highlight.

Nur aus Neugier reingeschaut, war aber musikalisch, von der Bühnenshow und vom Publikum her echt ne Runde Sache: Kanonenfieber.

Es wäre schön, auch zur Zeit von "echtem" Krieg betroffene Bands wie 1914 wieder hören zu können, aber solange das ukrainische Kulturministerium nur Jinjer reisen lässt, sehe ich da schwarz.

Kanonenfieber: Bühnenbild, Kostüm, Musik als Gesamtkunstwerk. Hart am Limit zur Übertreibung und zum Kitsch, aber wenn Bands wie Powerwulf, Feuerschwanz und so weiter mit over-the-top Maskerade Headliner sein können, dann ist sowas auch erlaubt und unterhaltsam.

Im Vorbeigehen wollte ich reinhören bei Amenra. Das war aber mal so ein Fall wo mich ein Liveauftritt komplett auf dem falschen Fuß erwischt hat. Vom kurzen Reinhören am Rande hatte ich eher mit "klassischen" Metalklängen gerechnet und war irgendwie zu müde mich auf die Klang- und Lichtbilder einzulassen, die da auf der Bühne standen.

Schade, an sich wäre das sicher ein tolles Konzert gewesen, da muss ich ein nächstes Mal im richtigen Mindset hin und das nachholen.

Amenra - sehr athmosphärisch, hat mich an der Stelle aber etwas überfordert.

Wieder etwas "normaler": Cobra the Impaler. Viel Energie und Bums, hat Spaß gemacht.

Cobra the Impaler - nicht nur Bühnenbild und Licht war bunt und laut. 

Ale Betthupferl dann etwas bekanntes: Ahab. Auch sehr speziell, aber da wusste ich was mich erwartet und konnte mich einfach in den Sound reinlegen, zumal anders als beim letzten Mal Ahab an dieser Bühne der Sound gut und wuchtig war.

Diesmal nicht zum Schluss des gesamten SBOA, aber trotzdem schöner Tagesabschluss: Ahab singt vom weiten Meer und den Dingen, die da unten lauern.