Nach meinem Ausflug in den Schiffbau (mit gemischten Erfolgsgefühlen) kehre ich in Sachen Kartonmodelle erstmal zur Architektur zurück, da sieht im Ergebnis auch nicht dramatisch besser aus, geht aber immerhin leichter von der Hand.
Als nächstes Projekt hab ich mir eine große Burganlage mit einer Mischung von "bewohnbaren", neueren Teilen und Ruinenteilen aus dem ersten Lebensabschnitt der Burganlage vorgenommen, die auch als Kulisse für die Zinnsoldaten auf dem Tabletop taugt: die tschechische Burg Waldstein aus dem ebenfalls tschechischen (glaube ich jedenfalls) Verlag Z-Art.
Der Bausatz ist in kleinerem Maßstab (1:300) als meine Zinnfiguren, weil es eher auf passende Bodenfläche auf dem Tabletop ankommt als auf passende Gebäudehöhe.
Hier ist ein kleiner Fotobericht von den ersten Bauetappen. Wie immer kann man auf alle Bilder klicken um sie größer zu sehen.
1. Abend
Wir verabschieden die
Hafenfähre in die Vitrine und wenden uns wieder eckigeren, wenn auch nicht trivialen, Formen zu.
Die Anleitung bietet eine kurze Beschreibung der Burg, Zeichnungen mit Ansichten der Bauabschnitte und allen Teilen mit Teilenummern (sehr hilfreich, das hat mir bei der Fähre bei vielen Kleinteilen gefehlt), und eine sehr kurz gefasste Bauanleitung in Worten, die im Wesentlichen die Reihenfolge der Bauteile angibt (man baut nicht immer ganz streng in aufsteigender Nummerierung).
Ich bin für den Ausflug in den Schiffsbau und seine sehr kleinen Teile dankbar, denn sonst wäre ich über die Winzigkeit mancher Teile dieser Burg und die teilweise noch winzigeren und sehr schmalen Klebelaschen doch sehr unsicher geworden. Das ist schon was anderes als die Schreiberbögen (oder auch das
Minarett von Lednice), die ich früher gebaut habe.
Ein "Luxusfaktor" in diesem Bausatz ist, dass viele Fenster und Türen als Einzelteile nach hinten / innen versetzt in die Fenster- bzw. Türrahmen gesetzt werden. Das kann sehr fitzelig werden, braucht definitiv ein Skalpell zum Ausschneiden der Fenster aus den größeren Wänden, ergibt aber doch einen sehr schönen Effekt.
Im Bild oben sieht man so ein Gebäude mit Aussparungen in den Wänden und die Einzelteile für zurückversetzte Türen und Fenster.
Unten sieht man zwei Fenster vor ihrem Einbau in die Gebäudewand.
2. Abend
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Das erste Teilgebäude ist geschlossen: der alte Palas der Burg, teilweise mit Dach und teilweise nur noch mit ruinenhaften Mauerteilen als Überreste der alten Burg. |
Auch hier sind die Fotos in ihrer Vergrößerung viel brutaler als das nackte Auge, sie bringen unschöne Details wie die schiefen Schornsteine sehr gnadenlos zur "Geltung"...
3. Abend
Ein raffinierter Aspekt der Konstruktion sind die vielen verschachtelten, komplizierten Teile. Oft ergeben ein oder zwei solche Teile mit vielen rechtwinkligen und auch schrägen Falzkanten ohne weitere Ergänzungen schon umfangreiche Kombinationen von Felsen, Mauern, Gebäudeteilen und Treppen.
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Der Palas, angebaut an die ersten Felswände |
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ein erster kleiner Burghof vor dem Palas, umgeben von Mauerresten |
4. Abend
Nun schließt sich die erste Häfte des Felsens mit dem Palas als Gebäude und zwei Burghöfen, jeweils über kombinierte Teile und den Zusammenbau fest verbunden mit einem der drei Sandsteinfelsen, auf denen die Burganlage errichtet wurde.
Ja, die weißen Schnittkanten an den Bretterzäunen werden noch übermalt, ich möchte das aber am Ende des Bauabschnitts in einem Aufwasch machen, damit die Farbe einheitlicher wird. Irgendwie habe ich keine Lust, die ganzen Kanten einzeln vor dem Zusammenbau der Teile zu färben und möchte auch nicht riskieren dass die Farben dabei wieder verwischt wird (ich verwende Wasserfarben).
5. Abend
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Im Mauerrest des dritten Burghofs vor dem Palas ist eine Kellertür und zwei, vermutlich nachträglich eingebaute, Treppen auf die nächsthöhere Ebene eingelassen. |
Nun warten die zwei Hälften des Felsens darauf, miteinander verbunden zu werden. Die damit verbundenen Mauer- und Burghofteile und einige weitere Kleinteile, die am nächsten Abend dazukommen, sorgen für eine enge optische Verschränkung der Bauabschnitte.
Parallel zum Bau der ersten Brücke in Richtung Mittelteil (siehe folgender Beitrag in diesem Baubericht) werden nach und nach die beiden Felsteile mit Gebäuden und Innenhöfen verbunden, um Bauabschnitt 1 abzuschließen.
Ich habe immer nur ein oder zwei Klebelaschen auf einmal geleimt, oder manchmal zwei Seiten einer Verbindung von Innenhof am einen Felsteil mit Gebäude am anderen. Die Präzision der Teile ist erstaunlich.
Andererseits ist der Felsunterbau im Ergebnis dann doch recht wackelig. Ich denke ich werde das Ganze am Schluß doch noch auf die Bodenplatte leimen, die über die Bauanleitung gedruckt ist, um die ganzen Felskanten auszurichten.
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Der Palas, eingebettet in Innehöfe auf vier Ebenen |
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Gesamtansicht einschließlich Felsunterbau. Vorne braun markiert die Anschlußstelle für die freitragende Brücke als Übergang zum nächsten Bauabschnitt. |
Immer noch nicht erledigt ist das Kantenfärben, irgendwie hab ich da keine Lust dazu, obwohl es optisch viel bringen wird.