Donnerstag, 22. April 2021

Burg Waldstein (Hrad Valdštejn) von Z-Art, Teil 1


Nach meinem Ausflug in den Schiffbau (mit gemischten Erfolgsgefühlen) kehre ich in Sachen Kartonmodelle erstmal zur Architektur zurück, da sieht im Ergebnis auch nicht dramatisch besser aus, geht aber immerhin leichter von der Hand.

Als nächstes Projekt hab ich mir eine große Burganlage mit einer Mischung von "bewohnbaren", neueren Teilen und Ruinenteilen aus dem ersten Lebensabschnitt der Burganlage vorgenommen, die auch als Kulisse für die Zinnsoldaten auf dem Tabletop taugt: die tschechische Burg Waldstein aus dem ebenfalls tschechischen (glaube ich jedenfalls) Verlag Z-Art.

Der Bausatz ist in kleinerem Maßstab (1:300) als meine Zinnfiguren, weil es eher auf passende Bodenfläche auf dem Tabletop ankommt als auf passende Gebäudehöhe.

Hier ist ein kleiner Fotobericht von den ersten Bauetappen. Wie immer kann man auf alle Bilder klicken um sie größer zu sehen.

1. Abend

Wir verabschieden die Hafenfähre in die Vitrine und wenden uns wieder eckigeren, wenn auch nicht trivialen, Formen zu.


Die Anleitung bietet eine kurze Beschreibung der Burg, Zeichnungen mit Ansichten der Bauabschnitte und allen Teilen mit Teilenummern (sehr hilfreich, das hat mir bei der Fähre bei vielen Kleinteilen gefehlt), und eine sehr kurz gefasste Bauanleitung in Worten, die im Wesentlichen die Reihenfolge der Bauteile angibt (man baut nicht immer ganz streng in aufsteigender Nummerierung).


Ich bin für den Ausflug in den Schiffsbau und seine sehr kleinen Teile dankbar, denn sonst wäre ich über die Winzigkeit mancher Teile dieser Burg und die teilweise noch winzigeren und sehr schmalen Klebelaschen doch sehr unsicher geworden. Das ist schon was anderes als die Schreiberbögen (oder auch das Minarett von Lednice), die ich früher gebaut habe. 


Ein "Luxusfaktor" in diesem Bausatz ist, dass viele Fenster und Türen als Einzelteile nach hinten / innen versetzt in die Fenster- bzw. Türrahmen gesetzt werden. Das kann sehr fitzelig werden, braucht definitiv ein Skalpell zum Ausschneiden der Fenster aus den größeren Wänden, ergibt aber doch einen sehr schönen Effekt.
Im Bild oben sieht man so ein Gebäude mit Aussparungen in den Wänden und die Einzelteile für zurückversetzte Türen und Fenster. 
Unten sieht man zwei Fenster vor ihrem Einbau in die Gebäudewand.


2. Abend

Das erste Teilgebäude ist geschlossen: der alte Palas der Burg, teilweise mit Dach und teilweise nur noch mit ruinenhaften Mauerteilen als Überreste der alten Burg.

Auch hier sind die Fotos in ihrer Vergrößerung viel brutaler als das nackte Auge, sie bringen unschöne Details wie die schiefen Schornsteine sehr gnadenlos zur "Geltung"...

3. Abend

Ein raffinierter Aspekt der Konstruktion sind die vielen verschachtelten, komplizierten Teile. Oft ergeben ein oder zwei solche Teile mit vielen rechtwinkligen und auch schrägen Falzkanten ohne weitere Ergänzungen schon umfangreiche Kombinationen von Felsen, Mauern, Gebäudeteilen und Treppen. 

Der Palas, angebaut an die ersten Felswände

ein erster kleiner Burghof vor dem Palas, umgeben von Mauerresten

4. Abend

Nun schließt sich die erste Häfte des Felsens mit dem Palas als Gebäude und zwei Burghöfen, jeweils über kombinierte Teile und den Zusammenbau fest verbunden mit einem der drei Sandsteinfelsen, auf denen die Burganlage errichtet wurde. 


Ja, die weißen Schnittkanten an den Bretterzäunen werden noch übermalt, ich möchte das aber am Ende des Bauabschnitts in einem Aufwasch machen, damit die Farbe einheitlicher wird. Irgendwie habe ich keine Lust, die ganzen Kanten einzeln vor dem Zusammenbau der Teile zu färben und möchte auch nicht riskieren dass die Farben dabei wieder verwischt wird (ich verwende Wasserfarben). 

5. Abend

Im Mauerrest des dritten Burghofs vor dem Palas ist eine Kellertür und zwei, vermutlich nachträglich eingebaute, Treppen auf die nächsthöhere Ebene eingelassen. 

Nun warten die zwei Hälften des Felsens darauf, miteinander verbunden zu werden. Die damit verbundenen Mauer- und Burghofteile und einige weitere Kleinteile, die am nächsten Abend dazukommen, sorgen für eine enge optische Verschränkung der Bauabschnitte. 


6. Abend

Parallel zum Bau der ersten Brücke in Richtung Mittelteil (siehe folgender Beitrag in diesem Baubericht) werden nach und nach die beiden Felsteile mit Gebäuden und Innenhöfen verbunden, um Bauabschnitt 1 abzuschließen.

Ich habe immer nur ein oder zwei Klebelaschen auf einmal geleimt, oder manchmal zwei Seiten einer Verbindung von Innenhof am einen Felsteil mit Gebäude am anderen. Die Präzision der Teile ist erstaunlich.

Andererseits ist der Felsunterbau im Ergebnis dann doch recht wackelig. Ich denke ich werde das Ganze am Schluß doch noch auf die Bodenplatte leimen, die über die Bauanleitung gedruckt ist, um die ganzen Felskanten auszurichten.

Der Palas, eingebettet in Innehöfe auf vier Ebenen

Gesamtansicht einschließlich Felsunterbau. Vorne braun markiert die Anschlußstelle für die freitragende Brücke als Übergang zum nächsten Bauabschnitt.

Immer noch nicht erledigt ist das Kantenfärben, irgendwie hab ich da keine Lust dazu, obwohl es optisch viel bringen wird.

Mittwoch, 7. April 2021

Hafenfähre Kirchdorf, Abschluss

9./10. Abend, gut drei Stunden

Nun geht es eher an viele kleinere Etappen. Ich hab wieder ein paar Bänke vorbereitet und danach den Schornstein gebaut - auch wieder eine sehr abgerundete Form, bei der man staunt wie sich alles fügt wenn man einigermaßen sauber die Kanten aufeinander legt.

Nach dem Aufsetzen des Schornsteins gings dann schon ans Ausflugdeck - viele Teile, aber einfach eins ans andere. Auch hier sind die Nahaufnahmen wieder ziemlich gnadenlos, im Gesamteindruck bin ich aber recht zufrieden.

Und ich glaube schon dass es insgesamt mit den ausgeschnittenen und gefalteten Möbeln gerader aussieht als wenn ich alle Tisch- und Stuhlbeine aus dem Lasersatz schief und krumm angeleimt hätte.

Gesamtansicht mit Ausflugsdeck


Zoom ins Außendeck. Ja, die Bänke könnte gerader sein und ja, man könnte die weißen Kanten noch nachfärben.

11. Session

Und dann geht es auch schon in den Endspurt. Ich hatte gar nicht bemerkt wie nah ich schon an der Fertigstellung der Fähre war.

Das Beiboot hatte ich am Rande der letzten Sitzungen schon vorbereitet, der Davit war auch recht einfach zu montieren.Viel Zeit habe ich allerdings damit verbracht die Halterungen für das Beiboot als solche zu identifizieren und die Stelle zu finden, an die sie gehören. Den Fotos in der Anleitung konnte ich es nicht entnehmen, aber in den Fotos von Peters Baubericht war es zu erkennen. Ich bin allerdings nicht sicher ob ich sie richtig herum angebracht habe.

Aufgegeben habe ich die Verwendung der anderen Kleinteile wie 25c usw. am Mast, der Fahnenstange am Heck und so weiter. Die Fotos der Anleitung kommen in meinem Exemplar so unscharf raus, dass man die Kleinteile nicht sieht, auf dem Titelfoto und der Zeichnung des Schiffs sind sie auch nicht zu erkennen. Mit Nummern ausdrücklich angezeigt werden in der Anleitung nur die großen Teile. In dem online Baubericht, der mir ansonsten mehrmals eine großeHilfe war, waren viele kleine Teile zum Beispiel am Mast erkennbar, ich konnte sie aber nach Form und Farbe den Teilen aus dem Bausatz nicht zuordnen. Auch die Takelung kam mir bei dort sehr anders vor als in der (wieder schwer "lesbaren") Anleitung.

Ich muss zugeben dass mir eine präzise Explosionszeichnung mit allen Teilen und Teilenummern sehr geholfen hätte. So habe ich eher den Eindruck, dass davon ausgegangen ist, dass sich der Modellbauer aus eigener Anschauung des Originals und Erfahrung mit vielen ähnlichen Modellen selber zurechtlegen kann was wohin gehört - ich kann das nicht und hab die Teile dann eher weggelassen statt sie wahllos anzubringen.

Damit bleibt das Modell strenggenommen erstmal ein "Unvollendetes" und ein Experiment, aus dem ich eine Menge Respekt für den Konstrukteur und die Präzision der Teile mitnehme, und auch für die Schiffsbauer, die solche Modelle um Längen präziser und sauberer bauen können als ich. Ich werde mich aber doch als nächstes eher wieder den landgebundenen Sehenswürdigkeiten und dem Städtebau zuwenden...



Für ein Einsteigerprojekt bin ich aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Entscheidend zum Spaß beigetragen hat auch die Online Community auf kartonmodellbau.de, wo mein Anfänger-Baubericht mit viel Wohlwollen und fachlich guten, freundlichen Ratschlägen begleitet wurde. Das war sehr ermutigend und eine wirklich gute Erfahrung.

Donnerstag, 1. April 2021

Hafenfähre Kirchdorf, Teil 3

Mir fällt gerade auf, dass ich die bisherigen beiden Artikel (hier und hier) etwas lieblos bzw. generisch betitelt hatte. Diesmal steht also der Name des Schiffs ordentlich im Titel, es geht um die Hafenfähre Kirchdorf aus dem HMV Bogen "Hamburger Traditionsschiffe"

6. Abend

2 Stunden, 8 neu ausgeschnittene Teile (und einige schon vorbereitete vom Vorabend)

So, jetzt geht's ums Ganze, als zumindestens um den Gesamteindruck: wird die Bordwand stimmig und ohne große Lücken oder Beulen an den Rumpf passen?

Vorgeformt hatte ich schon, aber auch mit dem Verleimen hab ich mir Zeit gelassen und vorher länger überlegt ob ich am Heck anfangen soll (wenn es dann nicht ganz aufgeht, enstünde die Lücke am Bug, wo man noch ein drittes Teil ganz vorne hat um evtl etwas zu kaschieren) oder vorne am Bug (wie in der Anleitung gezeigt).

Ich hab mich dann für das Vorgehen nach Anleitung entschieden und siehe da, es hat auf Anhieb geklappt und am Heck kamen beide Bordwände auf plus/minus einen halben mm oder so zusammen, ich musste nichts schieben, drücken oder mogeln.

Wie immer kann man auf die Bilder klicken, um sie größer zu sehen.

Seitenansicht. Vorne am Bug ist noch der überschüssige weiße Karton der das Teil beim Arbeiten stabilisiert.

Andere Seite, diesmal ist der Bug (trotz vorübergehender Beschädigung beim Kurzschneiden) komplett
Heckabschluss: auch wenn auf dem Foto ein paar Spalte rausblitzen, ist es insgesamt ganz gut geworden. 

Die Fotos mit ihrem schlechten Licht und ihrer Vergrößerung gegenüber dem Original stellen natürlich alle meine doch-nicht-ganz-geraden Kanten und alle Kleberreste brutal ins Rampenlicht, da muss ich bei so kleinen Teilen und Klebestellen noch deutlich präziser werden. Wie tragt Ihr an langen, dünnen Kanten den Klebstoff so auf, dass es gleichmäßig wird ohne Lücken und ohne herausquellende Überschüsse, vor allem wenn man ohne Klebelaschen arbeitet?

Aber vom Gesamteindruck in echt (in die Hand nehmen und mit den Augen draufschauen) finde ich es ganz brauchbar. Die Bugwand folgt der Form der Spanten ganz prima, und nachdem ich die weißen Kantenblitzer an den Stoßstellen der verschiedenen Streifen der Seitenwände übermalt habe ist die Optik insgesamt ganz ok.

Was nicht geklappt hat war der bündige Anschluß der oberen Seitenwand an den Aufbau, da ist neben den (raffiniert konstruierten!) länglichen Dreiecken für diese Lücke noch sehr viel Freiraum geblieben. Ich habe beim Verleimen wohl nicht genug darauf geachtet und bin auch im Nachhinein unsicher wie ich das hätte machen sollen. Na ja, irgendwas muss der Deutsche zum Meckern haben, sonst ist er nicht richtig glücklich, also zeige ich das trotzdem:

Eigentlich ganz ok, nur vorne (orange markiert) blieb eine Lücke zwischen Außenwand und Aufbau.

Und dann erlebe ich noch einen lustigen Allgemeinbildungseffekt, oder besser gesagt, ich bekomme meine Unbildung in Sachen Schiffbau gnadenlos vorgeführt: ich kenne die ganzen Fachbegriffe für Teile und Orte auf einem Schiff nicht. Wie heißen zum Beispiel die langen waagerechten Schutzleisten entlang den Seitenwänden, die die Bordwand vor Zusammenstößen mit Kaimauern etc. schützen? Eine halbe Stunde Anfänger-Googeln später bin ich immer noch ratlos: Vielleicht Rammbordleiste? 

Von den Experten auf kartonmodellbau.de habe ich dann gelernt, dass es "Scheuerleiste" oder "Wallschiene" heißt.

Jedenfalls war ich a) froh dass das ein Lasercut-Teil war, ist es b) trotzdem etwas wellig an der Seitenwand gelandet und c) werde ich in Zukunft die Schiffsbauberichte in diesem Forum in Sachen Terminologie noch aufmerksamer lesen. Ich bin sicher dass ich den Fachbegriff für diese Teile hier schon mindestens einmal gelesen habe, kann mich aber nicht dran erinnern. Mit der "eigenhändigen" Erfahrung vom Bauen und Baubericht-Schreiben ist das vielleicht dann in Zukunft leicher zu merken. Man sieht also: Kartonmodelle haben auch einen erwachsenenpädagogischen Wert ;)

7. Abend, 2 Stunden

Die nächste Etage beginnt mit Dach, umlaufender geschlossener Reeling und Treppenabgang.


Auch hier ist meine Präzision nicht so gut wie bei erfahreneren Schiffbauern, es reicht aber um von der Genauigkeit der Konstruktion zu profitieren: vorne und hinten schließt sich die Reeling sehr genau, und die Markierungen rund um die nach innen versetzte Tür helfen, alles passgenau zu positionieren.

Die Rettungsringe aus dem Lasercutsatz sehen sicher deutlich besser aus als wenn ich selber am Bogen herumsäbeln und die weißen Schnittkanten bemalen müsste.

Unsicher war ich, ob die obere, überstehende Kante der Türen unter oder über der Reeling landen soll. Ich meine, in Peters Baubericht sei die Tür hinter der Reeling abgesenkt, aber die Anleitung habe ich so gelesen dass die Tür außen zu sehen bleibt und dann erst von den schmalen Teilen umfasst wird, deren Platz jetzt noch auf der Außenwand vormarkiert ist.

Die Brücke hab ich bisher nur angefangen. Bei den Positionslichtern hab ich mal die dreidimensionale Alternativversion versucht. Das Rollen der Positionslichter ging schon etwas besser als bei den Pollern, auch wenn man das Ergebnis schlechter erkennen kann.

8. Abend, 1.5 Stunden, ca 15 Teile angeschnitten

Als nächstes war erstmal Ausgleichssport angesagt: bei meinem Online-Bauprojekt mit aufgeteiltem Bogen und Bastelabenden per Zoom mit meinem Patensohn fand ich etwas Erholung bei den größeren, geraden Teilen des Klosters Maulbronn aus dem Schreiberverlag. Mein Patensohn baut die Kirche, ich hatte einige Nebengebäude und die Dächer dazu.

Zurück zum Thema: beim warten auf die Zoom Session hatte ich schon die Abschlussteile über den Seiteneingängen der Kirchdorf montiert. Um zu viele ähnliche Handgriffe am Stück zu vermeiden, habe ich dann erstmal einen Teil der Sitzbänke gebaut (aus dem Bogen statt aus dem Lasercutsatz, weil ich mir nicht zutraue die gelaserten Beine alle gleichmäßig gerade anzubringen - mal sehen ob die geschnittenen und gerillten Bänke aus dem Bogen gerader werden).

Für die Brücke habe ich zunächst die Seitenwände mit der Fensterfront auf den Boden 22 geleimt. Ich habe länger überlegt, in welchen Teilschritten ich das Dach der Brücke anbringen soll, und mich dann für folgende Schritte entschieden:

0. Rettungsringe aus dem Lasersatz anbringen
1. vordere Klebelaschen an die Brüstung
2. Seitenwände der Brücke unten an den Boden
3. Seitenwände der Brüstung hinten seitlich an die Brücke
4. Dach über der Fensterfront schließen mit reingreifen von hinten um das Fenster nach vorne zu drücken

Bis auf die Dachecken vorne links und rechts (die sind etwas zerdrückt) bin ich ganz zufrieden, und ans Schiff anbauen ließ sich die Brücke auch ganz ordentlich: